Kupplungswechsel beim Iltis
Nachdem ich meinen Iltis nach einer sorgenfreien Saison Mitte November zum Winterschlaf in die Garage schickte und das Frühjahr noch gar nicht richtig begonnen hatte, musste ich die Ilse leider vorzeitig wecken. Ich benötigte halt kurzzeitig etwas Platz in der Garage und wollte die Ilse eben mal schnell vor die Tür fahren.
Leider nahm die Ilse mir das mächtig übel. Sie trotzte meinem wohl zu unsanften Weckruf. Den Startvorgang ließ sie noch unbeeindruckt über sich ergehen. Allerdings gelang es mir nicht den ersten Gang einzulegen. Hm – dann tut‘s eben der zweite Gang, dachte ich so bei mir. Doch bei dem Versuch den zweiten Gang einzulegen, protestierte die Ilse mit lautem Knarzen und Stöhnen.
Der erste Gedanke galt (weil naheliegend) der Kupplung. Ungewöhnlich, dass sich ein Kupplungsschaden nicht vorher angekündigt hat…
Das Treten des Kupplungspedals fühlte sich wie immer an. Ein deutlicher, aber nicht zu schwerer Widerstand war spürbar. Auch kein wesentliches Siel. Alles unverändert seit unserer letzten Ausfahrt. Also nicht lange rumgrübeln – Motorhaube auf und vom Sohni das Pedal treten lassen. Mal sehen was passiert… Aber auch hier nichts Ungewöhnliches. Der Kupplungszug bewegte sich wie er soll und soweit es sich von außen beurteilen ließ, bewegte sich alles was sich bewegen soll.
Also was soll`s – ich brauche den Platz in der Garage und wenn Ilse da nicht raus will, dann wird sie eben gezwungen. Blöde nur, dass es sich um eine Tiefgarage handelt. Schieben fällt also aus… Aber wozu hat man denn noch andere Fahrzeuge? Ein Seil hatte ich auch noch rumliegen und mit ein wenig freundlichem Zureden zog ich die Ilse kurzerhand auf die Auffahrt.
Nun war erstmal der Platz geschaffen für mein ursprüngliches Vorhaben. Und Ilse dämmerte nun unter dem Carport vor sich hin.
Ein späterer erneuter Versuch irgendeinen Gang einzulegen scheiterte ebenfalls. Als ich dann den Rückwärtsgang einlegte, wurde die Ilse nun vollends bockig. Der Gang ließ sich relativ problemlos einlegen und Ilse machte umgehend einen Satz rückwärts in die Hecke. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie sich da vor mir verstecken wollte. Nützte aber nix – ich saß ja drin und durch die hervorragende Reaktion mittels Tritt auf die Bremse wurde nichts beschädigt. Natürlich war nach dem Hüpfer der Motor abgewürgt. Also eben doch die Kupplung…
Ich entschied mich zunächst alle benötigten Ersatzteile zu besorgen. Ich mag es nicht während der Arbeiten innehalten zu müssen, nur weil irgend ein Ersatzteil fehlt. Auch hatte ich vor, unabhängig davon welches Teil nun defekt sein sollte, alles auszutauschen…
Im Einzelnen besorgte ich mir einen Kupplungszug, Kupplungsscheibe, Druckplatte, Ausdrücklager, neue Befestigungsschrauben, neue Muttern für den Krümmer, Führungshülse Ausdrücklager, Bronzebuchse Anlasser, Hosenrohrdichtung. Naja und wenn man schon dabei ist – Benzinfilter, Luftfilter, Ölfilter, Kühlwasser und Öl.
Der Anfang wäre geschafft! Die Motorhaube ist auf und der Luftfilter ist schon mal raus. Das war leicht…
Die Stoßstange, der Kühlergrill inkl. Kühler und Lüfter waren dann an der Reihe…
Es war etwas fummelig die unteren Schrauben zu lösen, aber mal abgesehen von einem feuchten Fuß war das auch leicht…
Vor diesem Teil hatte ich Angst. Leider berechtigt… Krümmerbolzen abgerissen. Ich bin eben zu ungeduldig und versuche das mit Kraft auszugleichen. Das ist leider keine gute Kombination…
Nun noch die Schläuche und Kabel lösen, und bloß nichts vergessen!!!
Dieses Teil machte auch arge Probleme. Der Anlasser wollte sich nicht so recht lösen lassen. Aber dieses Mal mit etwas mehr Geduld und etwas weniger Kraft ging es dann doch irgendwann…
Nachdem dann noch alle Schrauben gelöst wurden, die irgendwie den Motor halten, kam der ausgeliehene Motorkran zum Einsatz. Also den Motor dran befestigt, leicht angezogen und ein leichter Ruck nach vorn – und nix… Der Motor hing fest. Na dann eben mal ein etwas festerer Ruck. Aber der Motor saß immer noch fest. Naja, evtl. klebt der ja nur etwas fest – also versuchen wir es mal mit einer Kombination aus Rütteln und Zerren. Leider ließ das den Motor einigermaßen unbeeindruckt.
Also erstmal Pause…
Anschließend noch mal alle Verbindungsstellen abgesucht und siehe da… Da ist ja noch eine Schraube drin!!! Na zum Glück hatte die das Rütteln und Zerren gut überstanden. Wäre ja blöde, wenn die auch abgerissen wäre. Ist also doch eine feine Ilse!
Nachdem diese letzte Verbindung nun gelöst war, genügte ein mittelkräftiger Ruck und der Motor bammelte am Kran…
Hier, die alte Kupplung motorseitig.
Die Kupplungsglocke.
Nachdem die alte Kupplung demontiert war, waren wir einigermaßen überrascht. Die Kupplungsscheibe wies keine offensichtlichen Beschädigungen auf. Auch waren kaum Verschleißerscheinungen zu erkennen.
Leichte Abnutzungsspuren ja, aber alles im normalen Bereich. Demnach wird das Problem wohl nicht die Scheibe gewesen sein.
Bei der Druckplatte sind wir uns unschlüssig. Sie sieht auf den ersten Blick auch völlig i.O. aus. Allerdings sind an den Lamellen Schleifspuren zu erkennen. Lt. Reparaturhandbuch dürfen die Lamellen nicht mehr als 0,4mm abgeschliffen sein. Das ist hier auch nicht der Fall, aber man könnte meinen, dass die Lamellen leicht nach innen gedrückt sind.
Wie dem auch sei, das Teil wird ja so oder so getauscht…
Hier also mit neuer Kupplungsscheibe…
…und hier mit neuer Druckplatte. Wie man sieht, wird es hier bereits wieder dunkel. Begonnen hatten wir gegen 09:00 Uhr. Aber gut Ding braucht eben Weile…
Noch fix das Ausdrücklager gewechselt. Was sich als ziemlich fummelig erwies. Naja – zumindest wenn man versucht es verkehrtrum einzubauen…
Nun musste nur alles wieder in umgekehrter Reihenfolge eingebaut werden. Und erstaunlicherweise, haben wir keine Schraube überbehalten. Da wir den Fehler ja nunmal nicht 100-prozentig lokalisieren konnten, blieb es bis zuletzt spannend. Der erste Glücksmoment war, als der Motor wieder startete. Aber nun war der Augenblick der Wahrheit gekommen. Ich trat das Kupplungspedal – hm, fühlt sich an wie vorher… Ich legte vorsichtig den ersten Gang ein und er flutschte förmlich ohne das geringste Geräusch rein. Jetzt die Kupplung laaangsam kommen lassen und – naja – sie kommt etwas spät, aber ich konnte wieder anfahren… Also noch ein wenig Feinarbeit und die Ilse war wieder lieb…
Zumindest für die nächsten zwei Monate. Dann stellten wir fest, dass drei der vier Traggelenke verschlissen waren. Aber dazu ein andern mal mehr…
Worin denn nun die Ursache des ganzen Dramas lag, darüber kann ich nur spekulieren. Evtl. hat bei meiner letzten Fahrt in die Garage die Kupplung geklebt und auf Grund der längeren Standzeit die Lamellen leicht verbogen – keine Ahnung. Sie hatte jedenfalls zuvor sauber getrennt, ist nicht gerutscht oder hat sonstige Probleme gemacht.
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